Diese Übung wurde von Dr. Janda entwickelt, um indirekt die wirbelsäulenstabilisierende Muskulatur ohne Hilfe eines Übungsgerätes und mit geringem Zeitaufwand zu aktivieren. Dadurch wird der Übende nach einiger Zeit in seinem Alltag automatisch eine bessere Haltung einnehmen, ohne darüber nachdenken zu müssen. Denn wer kann schon permanent an seine gute Haltung denken und dabei seiner Arbeit nachgehen? Dr. Janda nannte diese Übung den ‚Kurzen Fuß‘, weil durch die Intensivierung des Fußsohlenkontaktes im Sitz oder Stand der Fuß sich wieder verkürzt. Die Fußgewölbe bilden sich wieder aus.

Dies führt zu dem schönen Nebeneffekt, dass sich die Fußmuskulatur dabei wieder aufbaut. Durch das gleichzeitige initiierte Beinachsentraining können auch Knieprobleme behoben werden. Die Übung gefällt mir besonders gut, da sie den Ablauf des Fußaufsetzens bis zur vollen Belastung widerspiegelt. Der physiologische Ablauf des Gehens wird trainiert. Beim physiologischem Gang werden die Zehen hochgezogen bzw. beim Abrollen in die Streckung gedrückt. Beim Abdruck vom Boden spannen sich die Zehen in die Beugung an, krallen sich aber niemals ein. Vielfach wird auch heute noch versucht, die Fußmuskulatur wieder aufzubauen, indem der Übende Dinge mithilfe der Zehen aufheben soll. Das halte ich für wenig sinnvoll, sondern für kontraproduktiv. Unser Fuß ist kein Greiforgan. Die Zehenbeugermuskeln sind häufig sowieso verkürzt, verspannt und weisen Schmerzpunkte, sogenannte Triggerpunkte, auf. In der Brüggertherapie wird dieses gezielt behandelt, um ein gutes Abrollen überhaupt wieder zu ermöglichen. Ist dieses nämlich nicht gewährleistet, kommt es in der Lendenwirbelsäule zu starken Verspannungen, Schmerzen und Blockaden. Warum also Falsches anbahnen?

Wichtig beim ‚Kurzen Fuß‘ ist die korrekte Ausführung. Die Übung ist recht komplex. Schnell und unbemerkt schleichen sich Fehler ein und führen zu einem nicht befriedigendem Ergebnis. Ich habe mich daher bemüht, in meiner Eigenübungsanleitung die Beschreibung so genau wie möglich zu machen und auf häufige Fehlerquellen hinzuweisen. Trotzdem halte ich es für angeraten, anfangs unter Anleitung einer erfahrenen physiotherapeutischen Fachkraft zu üben.

Mir ging es dabei ebenso wie meinen Patienten. Erst dachte ich: „sieht einfach aus“. Dann musste ich feststellen, dass die Ausführung erst einmal sehr schwierig für mich war und sehr anstrengend. Heute ist es mir möglich, innerhalb von Sekunden die Spannung im Fuß aufzubauen, ohne noch über die einzelnen Komponenten nachdenken zu müssen.

Eine Übungseinheit nimmt nicht viel Zeit in Anspruch: Die aufgebaute Spannung wird für Sekunden gehalten und 3 bis 4 mal hintereinander wiederholt. Pro Tag sollten möglichst 10 Übungseinheiten durchgeführt werden. Da man die Übung im Sitzen und Stehen, auch im Schuh, durchführen kann, ist sie gut in den Alltag zu integrieren. Ich empfehle die Übung des ‚Kurzen Fußes‘ an Alltagssituationen zu knüpfen wie zum Beispiel duschen, etwas trinken, an der Haltestelle oder Kasse stehen, telefonieren (wenn man aufgelegt hat) etc. Sonst ist es bis zum Abend schnell vergessen. Dann ist es wenig sinnvoll, eine ½ Stunde zu üben. Denn erst durch die über den Tag verteilten Wiederholungen speichert sich die erlernte Grundspannung im Unterbewussten ab und wird dann im Alltag nach einiger Zeit automatisch abgerufen.

Ich selbst bin sehr dankbar den ‚Kurzen Fuß‘ erlernt zu haben, da ich selbst eine beginnende Arthrose im Großzehengelenk bei Hallux Valgus hatte. Heute kann ich wieder schmerzfrei gehen, wandern und tanzen. Eine Patientin, die sehr konsequent übte, konnte die geplante Operation ihres Hammerzehes wieder absagen.
Der Anfang ist nicht leicht, aber es lohnt sich, dabei zu bleiben. Bei Bedarf stehe ich Ihnen gerne in Einzelsitzungen (30 min.) mit Tipps und Korrekturen zur Seite.

Die Übungsanleitung finden Sie auf der Seite „Eigenübungen“ .

Bei welchen Problemen ist der „Kurze Fuß“ hilfreich:

  • Rückenproblematiken, unterschiedlichster Pathogenese
  • Fußfehlstellungen wie Senkfuß, Spreizfuß, Knickfuß, Plattfuß; Hammerzeh
  • Fuß-, Knie-, oder Hüftoperationen
  • Beinachsenprobleme wie X- oder O-Bein
  • KISS-Syndrom (Kopfgelenks-Induzierte-Symmetrie-Störung)

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