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Physiotherapie unterstützt Kinder mit Down-Syndrom dabei, individuelle Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Lebensqualität zu verbessern.

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Physiotherapie hilft Kindern mit Down-Syndrom, bessere Fähigkeiten zu entwickeln

„Kinder mit Down-Syndrom führen ein außergewöhnliches Leben – Die Entwicklung ihrer Fähigkeiten hängt stark von der frühen Förderung durch Familie und fachliche Begleiter wie Physiotherapeuten ab“, so Ute Repschläger, Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. Kinder mit Down-Syndrom möchten wie alle Kinder sitzen, krabbeln, gehen und ihre Umwelt erkunden. Aufgrund ihrer physischen Beeinträchtigungen wie muskuläre Hypotonie, Bänderschwäche und verringerter Kraft entwickeln diese Kinder aber ihre grobmotorischen Fähigkeiten auf andere Art als „normal“ entwickelte Kinder. Es ist daher für Eltern und Familie von größter Wichtigkeit zu verstehen, wie ihr Kind mit Down-Syndrom neue Fähigkeiten erlernt, damit es auch im häuslichen Umfeld optimal gefördert werden kann. Physiotherapeuten stehen hier als Bewegungsspezialisten den Eltern beratend zur Seite und können wertvolle Hinweise zum richtigen Handling geben.

Das Down-Syndrom wurde nach dem englischen Arzt J. L. Down benannt. Es wird heute auch als Trisomie 21 beschrieben, da es sich um eine unverkennbare genetische Besonderheit handelt. Die menschliche Zelle besteht aus 23 Chromosomenpaaren. Bei Menschen mit Trisomie 21 ist das 21. Chromosom in dreifacher Ausführung vorhanden. Trotz bestimmter Gemeinsamkeiten entwickeln sich die Menschen unterschiedlich und damit einzigartig. Charakteristisch für das Down-Syndrom sind die besondere Augen- und Kopfform, der niedrige Muskeltonus (Hypotonie), Bänderschwäche sowie kürzere Arme und Beine. Die intellektuelle, motorische und sprachliche Entwicklung weicht von der „normal“ entwickelter Kinder in Struktur und Organisation des Lernprozesses stark ab.

Typisch für die Kinder ist, dass sie ihre physischen Beeinträchtigungen ausgleichen, indem sie kompensatorische Bewegungsmuster entwickeln, die, wenn sie bestehen bleiben, häufig orthopädische und funktionelle Probleme nach sich ziehen (vgl. Winders 2001). Ein Beispiel ist der aufrechte Gang. Bei Kindern mit Down-Syndrom sieht man häufig ein Gangbild mit weit auseinanderstehenden, nach außen gedrehten Füßen und durchgedrückten Knien. Die Kinder stehen nicht aktiv, sondern passiv, sie ruhen sich sozusagen in ihrem Bandapparat aus. Der Physiotherapeut spricht dabei von einer verriegelten Stellung der Gelenke. Dies ist eine kompensatorische Strategie, um durch Verbreitung der Basis eine bessere Stabilität zu erreichen. Auf Dauer kann dies zu Schmerzen und Überbelastungen der Gelenke führen. Gezielte Physiotherapie kann hier eine aufrechte Standhaltung einüben, wonach die Füße unter der Hüfte positioniert sind, mehr geradeaus nach vorne zeigen und die Knie nicht überstreckt sind.

Ute Repschläger, Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V., fasst zusammen: „Ziel der Physiotherapie ist es unter anderem, die Entwicklung von kompensatorischen Bewegungsmustern abzubauen und die Muskulatur zu kräftigen, damit das Kind langfristig bessere funktionelle Fähigkeiten entwickeln kann. Insbesondere in der so genannten Bobath-Therapie spüren wir die individuellen Stärken der Kinder auf, um sie gezielt zu fördern.“

In der Therapie beobachtet der Therapeut genau die Fähigkeiten, die das Kind schon erlernt hat und welche Bewegungen als Kompensation eingesetzt werden. Neue Fähigkeiten werden Schritt für Schritt zuerst grob erlernt und dann verfeinert. Dabei ist es wichtig, zu wissen, dass jedes Kind mit Down-Syndrom unterschiedlich lernt und der Therapeut daher seinen Therapieansatz stets anpassen muss (vgl. Winders 2001). Therapiebegleitend werden die Eltern darin geschult, die neue Fähigkeit mit ihrem Kind zu verfestigen. Physiotherapeuten mit einer Weiterbildung in neurophysiologischen Behandlungsmethoden wie Bobath oder Vojta sind spezialisiert für die Behandlung von Kindern mit Down-Syndrom. Wird frühzeitig mit Physiotherapie begonnen, zeigt sich häufig, dass die funktionellen Fähigkeiten des Patienten mit Down-Syndrom im Erwachsenenalter besser entwickelt sind.

Quelle IFK

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